Erben im 21. Jahrhundert



Das Thema Erbschaft ist noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. eBooks und digitale Musik lassen sich bislang nicht so einfach vererben. Auch unsere digitalen Tagebücher könnten problematisch werden.

Ich habe wenige eBooks und noch weniger gekaufte, digitale Musik. Meine Musik kommt auf silbernen (oder schwarzen) Scheiben, meine Bücher auf totem Holz. Sollte ich einmal sterben, erhält all das meine geliebte Gefährtin.

Das Problem digitaler Erbschaft

Doch was ist mit den (wenigen) eBooks von Amazon? Oder den Songs von iTunes (die ich nicht habe)? Wer heute bei diesen beiden Monopolisten seine digitalen Waren kauft, erhält – im Gegensatz zu früher – nicht mehr das Recht mit seinem “Besitz” beliebig umzugehen.

Am einfachsten zeigt sich das, wenn man heute versucht eine gebrauchte CD bei ebay zu verticken. CD einstellen, auf Gebote hoffen und fertig.

Schon mal versucht ein gebrauchtes, digitales Album (gekauft bei iTunes oder Amazon) zu verkaufen? Nein? Gut so, wird nämlich auch nicht funktionieren. Abgesehen davon, dass Du es nicht darfst.

Du hast nämlich nicht die Musik gekauft, sondern nur das Recht sie zu nutzen. Du allein. Das Recht ist nicht übertragbar.

Und genau an diesem Punkt kommen wir zum Problem der Erbschaft. Ich kenne Menschen, die haben in den letzten Jahren jeden Film, jedes Musikstück und jedes Buch in digitaler Form gekauft. Da sind teilweise sehr hohe Beträge in die Sammlung kultureller Güter geflossen.

Es geht nicht nur um Geld

Stell Dir vor, es geht um ein Erbe von 500 Büchern, 500 Filmen und 100 Alben. Dann reden wir hier über einen Kaufwert von weit über 10.000 Euro.

Doch das Geld ist nicht alles. Denn die kulturellen Güter sagen teilweise doch recht viel über einen Menschen aus. Daher kann es interessant sein, durch den kulturellen Geschmack des Verstorbenen, mehr über ihn zu erfahren. Nochmal einen (vielleicht) ganz anderen Einblick in dessen Gedanken zu erhalten?

All das geht verloren, wenn man diese Güter nicht weitergeben, weiter nutzen darf. Klar, man kann den Computer weiter nutzen, solange man die Passwörter hat. Man kann Kopierschutz, etc. knacken und die Dateien übertragen. Jedoch macht man sich bei letzterem einer illegalen Handlung schuldig.

Es geht um viel mehr

Doch wie an die Daten kommen? Twitter speichert nur die letzten gut 3000 TweetsFacebook lässt die Daten zwar runterladen, aber sind die vollständig? Ich weiß es nicht. Und ohne Passwort hat man verloren. Und im Fall von Twitter: Wer kann schon was mit nem XML anfangen?

Und was ist mit Emails? Viele nutzen heute Webmail-Services. Google, GMX, freenet.de und Co. Wer hier nachweisen kann, dass er der Erbe ist, erhält entsprechenden Zugang. Dies ist aber immer – wie bei allen Verträgen – mit Schriftkram verbunden.

Die Frage ist natürlich dabei immer, ob man das will, oder ob man die entsprechenden Accounts deaktiviert, ohne den Inhalt vorher zu lesen. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Ich sollte mir Gedanken machen

Niemand kennt meine Passwörter. Niemand außer mir. Nicht einmal für den Computer, auf dem ich gerade schreibe. Geschweige denn für meine Mailaccounts, „Social Media“-Dienste oder gar für meinen Webspace. Vielleicht sollte ich mir einen Ort überlegen, an dem ich die entsprechenden Zugänge hinterlegen kann.

Doch was ist, wenn man regelmäßig seine Passwörter ändert? Man darf dann auch nicht vergessen an dem entsprechenden Ort die Passwörter zu ändern. Und man sollte sie besser nicht im Klartext auf dem eigenen Rechner hinterlegen. Nur für den Fall, dass der mal gehackt wird.

Gar nicht so einfach. Noch habe ich keine Lösung gefunden. Ich will meine Daten auch keinem Webdienst anvertrauen, der so theoretisch einen Vollzugriff auf den digitalen Teil meines Lebens hat.