Weltuntergang: Eine satirisch, statistische Betrachtung



Es war mal wieder soweit. Eigentlich hätte vor ein paar Tagen die Welt untergehen sollen. Und wie zu erwarten ist mal wieder nix passiert.

Wieso Weltuntergang?

Es war mal wieder soweit. Eigentlich hätte vor ein paar Tagen die Welt untergehen sollen. Mich hat das ganze Brimborium um dieses Datum ja nur genervt. Hier ein lustiges Photo, dort ein lustiges Photo. Und dazwischen tatsächlich Menschen, die an sowas glauben. Aber das wohl in der Minderheit.

Und dieser Medienhype. Ich mein OK, das heißt, es ist nichts wirklich gravierendes auf der Welt passiert? Naja der sogenannte Journalismus kann damit Sendezeit (oder Webseiten) füllen, kann Werbung plazieren und hat recht gute Einschaltquoten (oder eben Klicks). Ergo wird Geld verdient. Reicht ja offensichlich als Begründung.

Was die Menschen betrifft, die wirklich daran glauben, frage ich mich, ehrlich gesagt, schon gar nicht mehr, wieso. Denn wie sagte schon Einstein (angeblich):

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. Albert Einstein

Weltuntergang - eine Mode der Moderne?

Es wird wohl immer Menschen geben, die leichtgläubig genug sind, auch den größten Schwachsinn für bare Münze zu nehmen. Dennoch interessiert mich beispielsweise, wie oft die Welt schon hätte untergehen sollen. Oder, wer die hauptsächliche Quelle für solche Vorhersagen war/ist.

Nimmt das Thema an Fahrt auf - oder lässt die Anzahl der Weltuntergangs-Vorhersagen mit zunehmender Bildung der Menschheit nach? OK, die zunehmende Bildung der Menschheit ist auch nur eine (steile) These, aber immerhin - vielleicht sind die Fragen ja auch für den ein - oder anderen von Interesse.

Nun zu den "nackten" Zahlen:

Laut Vorhersagen gab es seit dem Jahr 30 unserer Zeitrechnung 69 Jahre, in denen die Welt (mindestens einmal) hätte untergehen sollen. Wie man sieht, sind Weltuntergänge entweder nicht so schlimm, oder diejenigen, die sich an solchen Vorhersagen versuchen nicht sonderlich gut in dem, was sie da tun.

Vorhergesagt wurden 126 Weltuntergänge. Das entspricht im Schnitt rund 1,83 Weltuntergängen pro vorhergesagtem Jahr. Pro Jahr in der (beobachteten) Zeitspanne sind es rund 0,064 Weltuntergänge. Laut Weissagern (ich glaub, das kommt von "Ich weiß nicht...") haben wir also in jedem Jahr eine statistische Chance von 6,4 Prozent, dass die Welt untergeht.

OK, betrachtet man erfolgreich wahrgenommene Weltuntergänge, liegt die Chance bei 0,0 Prozent.

Besonders "gefährliche" Jahre waren die Jahre 1988 (3 Weltuntergänge), 1998 (3 Weltuntergänge), 1999 (13 Weltuntergänge) und 2000 (17 Weltuntergänge)

Das 21ste Jahrhundert hat, trotz seines kindlichen Entwicklungsstandes schon 23 Weltuntergänge gesehen (18,25 Prozent; bereinigt wären es 63,20 Prozent), das 20ste Jahrhundert 68 (53,97 Prozent, bereinigt 37,39 Prozent)

Ihr seht, entweder ist die These zunehmender Bildung tatsächlich eine sehr gewagte, oder es werden heutzutage einfach mehr dieser Vorhersagen überliefert. Wenn ich mich da draußen so umblicke vermute ich leider, es war vor allem eine steile These ist.

Allerdings scheint die gesteigerte Wahrnehmungsmöglichkeit (mehr Berichte, mehr Menschen hören davon) sicherlich eine gewisse Rolle zu spielen. Denn was nützt dem Propheten eine Vorhersage, die nicht wahrgenommen wird?

Ursprung der Vorhersagen

Doch woher kommen all diese Vorhersagen? Aus welcher Tradition begründen sich diejenigen, die diese Aussagen treffen? Auch hierzu ein paar Zahlen:

Christlich-biblischen Ursprungs sind 76 der Weltuntergangsprophezeiungen. Das sind rund 60,3 Prozent. Ich fasse den Begriff christlich hier sehr weit und beziehe alle entsprechenden Sekten mit ein.

Aus dem, nennen wir es "abergläubigen Umfeld" stammen 23 Vorhersagen (18,3 Prozent). Aus dem wissenschaftlichen (und das schließt mittelalterliche Astronomie und sowas ein), stammen 6 (4,8 Prozent).

Beim Rest lässt sich keine wirkliche Zuordnung treffen (16,7 Prozent) In der Graphik unterscheide ich noch zwischen Verschiedenes und Rest. Verschiedenes heißt hier, dass irgendwelche seltsamen Menschen diese Vorhersagen machten, deren Hintergrund eher unklar ist.

Interessant ist auch, wer bei den Vorhersagen so ins Auge sticht. So haben die Zeugen Jehovas die Welt bisher fünf Mal untergehen lassen, Martin Luther drei Mal, aber auch Sir Isaac Newton hatte einen Weltuntergang vorhergesagt. Fünf Mal haben sich Astronomen versucht, nicht nur im Mittelalter, einmal "diverse Astrologen". Hier übrigens die Quelle meiner Weltuntergänge.

Sonst sind mehrfache Weltuntergänge eher das Spielfeld verschiedener christlich-motivierter Sekten, beispielsweise die Davidianer.

Fazit aus den Weltuntergängen

Was lernen wir daraus? Nun eigentlich nichts, außer, dass es lustig ist, ein bisschen mit den Zahlen zu jonglieren.

Und, dass es wohl auch in den kommenden Jahren genug Vollidioten geben wird, die sowohl an solch einen Schwachfug glauben. Und genug Scharlatane, die ihre Macht, Geltungssucht, oder ihren Wunsch nach Reichtum mit derartigen Vorhersagen befriedigen wollen.

In diesem Sinne: Glaubt nicht solch einen Blödsinn und genießt das kommende Jahr