Bedeutende Langsamkeit
Schnell, schneller, ausgebrannt. Gerne auch: Schnell, schneller, unwichtig. In der heutigen Zeit erschlagen uns Echtzeit-Nachrichten. Die tatsächliche Bedeutung einer Meldung wird dabei oft falsch eingeschätzt.
Leidenschaft und Distanz. Überblick und die Liebe für Details. Eigenschaften, die in der heutigen Zeit immer mehr in Vergessenheit zu geraten scheinen. Sie fallen vom Rand des twitterisierten Schreibtisches und rutschen durch die Tasten einer USB-Tastatur. Fakten? Wer benötigt die schon? Geprüfte und hinterfragte Zahlen? Egal, solange die Klickzahlen stimmen.
Heute heißt es nicht mehr: "Be first, but first be right." Heute heißt es: "Be first, but first be first."
Dabei beobachte ich, wie ich selbst eine gewisse schizoide Einstellung zu Nachrichten entwickelt habe: Ich wünsche mir einerseits die schnelle Information, das schnelles Update und einen zügigen Überblick über die Nachrichtenlage.
Das ist wie ein schneller Snack "to go". Doch damit ist mein Hunger nach Information nicht gestillt. In mir lebt der Wunsch nach tieferem Verständnis. Danach etwas zu durchdringen und aus dem Schatten des Halbwissens heraus treten zu können. Hintergründe, die einordnen oder Kommentare die bewerten (und ihre Subjektivität transparent kenntlich machen) - das wünsche ich mir.
Oft wird doch nur das schon Bekannte wiedergekäut. Die meisten Seiten sind widerliche Nachrichten-Wiederkäuer.
Doch es gibt seltene Ausnahmen. Es gibt noch heute handgeschriebene Zeitungen. Medien, die auswählen, weil die Herstellung ein aufwändiger Prozess ist. Medien, deren größter Wert die Leidenschaft ist, mit der sie geschaffen werden.
Ein besonderes Beispiel ist "The Musalman":
Mir fehlen die Worte und ich bin sprachlos, ob der Schönheit und der Fremd- und Eigenartigkeit dieser Form der Zeitungsproduktion.