Ein Schritt weiter gedacht



Warum fällt es manchen Menschen so schwer eine gute Idee einen Schritt weiter zu denken. Und warum sehen Menschen (durch ihre im Grunde gute Idee verblendet) oft die guten Ideen bei anderen nicht?

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Der vegan Glaubenskampf

Ganz ehrlich: Ich finde die Idee hinter einer veganen Lebensweise absolut erstrebens- und unterstützenswert. Ich mag nur viele (v.a. Online-)Veganer nicht.

Viel zu oft erlebe ich im Netz, dass selbsternannte Veganer mit virtuellen Forken und Fackeln umher rennen und jeden Fleischfresser und sogar Vegetarier als Mörder und/oder noch heftigeres beschimpfen.

Man wird getrollt, erhält Drohungen und oft fragt man sich, was im Leben dieser Menschen schief gelaufen ist. So viel Hass - aber jemanden von ihrer Idee überzeugen wollen. Letzteres können sie meines Erachtens jedenfalls nicht.

Eher im Gegenteil. Wenn ich derartige Angriffe lese wächst in mir der Wunsch nach einem saftigen Steak - allein schon aus Protest.

Und ja ich weiß - das ist kindisch.

Aber gehen wir mal davon aus, dass es diesen Menschen mit ihrem Weltbild tatsächlich darum geht die Welt ein Stück besser zu machen - wieso versuchen sie dann möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, dass ihr Weg der falsche ist? Dass sie einer radikalen Sekte angehören? Dass es ihnen nur darum geht sich auf Kosten anderer Menschen besser zu fühlen?

Kognitive Dissonanz

Würde ich nicht einige sehr tolle und liebe Menschen kennen, die vegan leben und dabei nicht mit messianischem Eifer unterwegs sind - ich könnte glauben, es liegt an der Ernährung. Dies kann ich aber aus genannten Gründen ausschließen.

Woran liegt es also dann?

Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht. Es ist auch wirklich unbefriedigend. Aber ich habe es bisher nicht geschafft (oder erlebt), dass ein derartig agierender Veganer sich klar zu den Hintergründen und Motivations-Strukturen seines/ihres Handelns (es sind meist Frauen) äußern wollte. Oder konnte.

Mir geht es nicht primär um Veganismus

Veganismus ist dabei gar nicht mal das Problem um das es mir hier gerade geht. Veganismus funktioniert nur als hervorragendes Beispiel.

Ob linke politische Diskutanten, Netz-Feministinnen, Verfechter der ein oder anderen Programmiersprache, Mutti-Tierschützer(Innen) oder andere - ganz oft erlebe ich es in Diskussionen (und in deren eigenem Leben), dass sie gedanklich oft einen Schritt zu kurz springen und dann am Ende mit dem Arsch leider mehr einreißen, als sie vorher mit eigenen Händen aufbauen.

Mal konkret gesprochen

Ich denke da (und so bleiben wir beim fleischlosen Beispiel) an so manchen Veganer in meinem Umfeld. Sei es im persönlichen Umfeld, sei es in diesem Internet, wenn man so einiges auf Profilseiten der Menschen sehen kann.

Da wird teils darauf bestanden, dass alle, die nicht vegan leben Mörder sind. So weit so gut. Oder eher so weit so schlecht.

Und dann zeigen sich diese Menschen, wie sie von (inter-)nationalen Großkonzernen den gegangen Industrie-Fraß zu sich nehmen und sich damit toll fühlen.

Nehmen wir mal im ersten Schritt den vegetarischen Dreck von Rügenwalder. Schauen wir uns das mal genauer an:

Vegetarischer Schinken Spicker Mortadella

Zutaten:

Wollen wir uns mal ein paar der Zutaten genauer anschauen:

Zur Herstellung von Carrageen aus Rotalgen werden die Algen gewaschen und in alkalischer Lösung gekocht. Dieser Prozess kann bis zu 48 Stunden dauern. Dann wird die Lösung filtriert. Zur Gewinnung des Carrageens aus der Lösung wird das Carrageen entweder mittels Alkohol ausgefällt oder mittels Kaliumchlorid geliert und dann abgepresst.

Das gewonnene Carrageen wird anschließend getrocknet und vermahlen. Ein Großteil der Algen wird mittlerweile in Algenfarmen in den Küstengewässern vor Sansibar sowie in denen der Philippinen gewonnen.

Xanthan wird mit Hilfe von Bakterien der Gattung Xanthomonas aus zuckerhaltigen Substraten gewonnen und wird als Lebensmittelzusatzstoff mit der E-Nummer E 415 als Verdickungs- und Geliermittel eingesetzt.

In hohen Dosen ist Xanthan ein hoch wirksames Abführmittel.

Some people react to much smaller amounts of xanthan gum with symptoms of intestinal bloating and diarrhea. (Quelle)

Als natürliches Aroma wird in der Europäischen Union ein Aromastoff oder ein Gemisch von Aromastoffen bezeichnet, das mittels geeigneter physikalischer, enzymatischer oder mikrobiologischer Verfahren aus Ausgangsstoffen pflanzlicher oder tierischer Herkunft gewonnen wird und mit in der Natur vorkommenden Aromastoffen chemisch identisch ist.

Eiklar aus Freilandhaltung. Was heißt das?

Legehennen müssen bei der Freilandhaltung neben ihrem Stall einen Mindestfreilauf von 4 m² Freiland pro Huhn haben. Die Vorschriften für den Stall sind dieselben wie bei der Bodenhaltung. Der Auslauf muss überwiegend begrünt sein.

In der ökologischen Landwirtschaft (trifft hier nicht zu) darf die Belegungsdichte im Stall sechs Tiere pro Quadratmeter nicht überschreiten, zudem muss das Futter aus ökologischem Anbau stammen (trifft hier auch nicht zu).

Zu guter letzt: Rapsöl

Trotz einer aufwändigen PR Kampagne ist das Öl inzwischen nicht mehr als das Super-Öl und total gesund bekannt. Es gehört inzwischen eher zu den Kellerkindern. Und es ist wohl eines der billigsten Öle, die man nutzen kann um eine fleischige Mortadella-Konsistenz zu erzeugen.

Zusammen mit dem Eiklar und den diversen Verdickungsmitteln gelingt es aus billigen Zutaten ein Produkt zu kreieren, dass eine echt interessante Marge hat und dem Konzern interessante Gewinne verspricht.

Marge? Umsatz? Aber ich will mich doch "gesund" und "tierfreundlich" oder gar "umweltbewusst" ernähren.

Naja gut. Die Zutaten kommen aus der Massen- und Großproduktion. Teils werden sie um die halbe Welt gekarrt. Und am Ende sind die Zutaten per se weder gesund, noch irgendwie "umweltfreundlich".

Da kann ich auch direkt zum Schachtelwirt gehen und mir da den Fastfood-Dreck reinpfeifen.

Meine Ökobilanz jedenfalls ist im Arsch.

Aber damit noch nicht alles. So nun ist ja Rügenwalder eigentlich für seine Fleischprodukte bekannt. Hier sind am Ende die Produktionskosten für die "echten" Fleischwaren höher (pro Kilo). Am Ende subventioniert der Vegetarier also die Massentierhaltung.

Wow - Respekt. Gut gemacht.

Vegetarier ungleich Veganer

brooke-lark-food02

Stimmt. Diese Pseudo-Wurst ist vegetarisch. Nicht vegan. Aber mal im Ernst. Glaubst Du, dass ein veganer "Fleischersatz" hergestellt mit dem Zauberkasten der Chemie am Ende besser ist? Gesünder? Mit besserer Ökobilanz? Weniger um die Welt gekarrt? Mit weniger CO2-Ausstoß?

Vegan, echt bio, lokal und gesund?

Um mal meinen Lieblingsmenschen zu zitieren:

"Ich habe noch keine guten Argumente von Veganern gehört, wie es mir möglich sein soll mich wie folgt gesund zu ernähren. Zu jeder Jahreszeit."

Nehmen wir das mal auseinander:

Es ist mir bisher - und ich bin sehr offen für konstruktive Vorschläge - nicht gelungen eine Ernährungsform ohne tierische Lebensmittel zu finden, die obige Anforderungen erfüllt.

Nichts desto trotz optimiere ich weiter und reduziere den tierischen Lebensmittelanteil immer weiter.

Fazit

Muss ich jeden Tag ein Steak essen? Nein. Mach ich ja eh nicht.

Muss ich mein 'Superfood' um die Welt karren? Sicherlich auch nicht.

Wir können alle sicherlich vieles besser machen. Wir können alle unsere Ernährung hinterfragen und schauen, was wir tun können um unseren moralischen und ökologischen Fußabdruck zu verbessern.

ps.: