Füßchen bei Füßchen



Wie oft stehen wir vor einem großen Problem, einer überragenden Aufgaben, einem Berg von Arbeit? Oft erschlagen von der Größe der vor uns liegenden Aufgaben. Was tun?

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Motivation ist ein Lügner

Gerade in solchen Momenten verlässt uns unsere Motivation. Sie geht in Urlaub. Sie macht mal ein paar Stunden blau.

Ganz schön mies von dir, liebe Motivation. Gerade dann, wenn wir dich am meisten brauchen, zeigst du uns den sprichwörtlichen Mittelfinger.

Wieso eigentlich?

Ich glaube ja, das hat mehrere Ursachen. Zum einen erschrecken wir vor der Größe der vor uns liegenden Aufgabe. Zum anderen werden wir von der Menge der Möglichkeiten sie anzugehen paralysiert.

Es gibt einen Effekt, der nennt sich "Paradox of Choice". Dieser besagt: je mehr Wahlmöglichkeiten wir haben, desto schwerer fällt es uns eine Entscheidung zu treffen.

Wir können uns also schlichtweg nicht entscheiden, wo wir anfangen sollen. Von welcher Seite aus wir die Aufgabe angehen sollen.

Ein Beispiel

Stellt euch vor, ihr wollt ein chaotisches Zimmer aufräumen. Wo anfangen? Mit der Couch? Am Boden? Im Regal? In der Kommode? Den Schreibtisch aufräumen?

Keine Ahnung. Ich kann mich nicht entscheiden. Also lasse ich es lieber. Und so bleibt das Zimmer chaotisch wie es war und morgen ist es vielleicht noch ein bisschen chaotischer.

Füßchen bei Füßchen

Und hier kommt nun Füßchen bei Füßchen ins Spiel.

Ich habe diese drei Worte von meiner Freundin und ihrer lieben Familie kennengelernt. Und bin total dankbar für diese drei Worte.

Natürlich sind sie nicht die einzigen, dieses Konzept irgendwie schon einmal benannt hätten.

Bird by bird

Da wäre beispielsweise das Buch Bird by Bird von Anne Lamott, dass genau dieses Phänomen behandelt. Die Autorin erklärt darin den Titel mit einer Geschichte aus ihrer Familie:

Ihr kleiner Bruder hatte als Hausaufgabe für die Schule einen Aufsatz über verschiedenste Vogelarten zu schreiben. Und wie Kinder nun mal so sind, hat er natürlich bis zum letzten Tag gewartet.

Und so saß der kleine Junge zu Tränen aufgelöst am Küchentisch. Vor sich alle möglichen Sach- und Schulbücher, Ordner und Hefte mit Material über die Vogelarten. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte und war daher völlig verzweifelt.

Sein Vater kam zu ihm, nahm ihn in den Arm und sagt zu ihm:

Es ist gar nicht so schwer, fang erst einmal an, mache es "Bird by Bird", Vogel für Vogel.

Er hat ihm die Aufgabe also nicht abgenommen. Er hat sie ihm auch objektiv betrachtet nicht kleiner gemacht. Aber er hat ihm geholfen die eigene Wahrnehmung zu verändern.

Hatte ihm eine Methode an die Hand gegeben, wie man auch große Herausforderungen angehen kann. Eine Lektion für die Zukunft.

Natürlich gibt noch viele weitere Varianten dieses Prinzips. So sagen sich manche Autoren beispielsweise:

"Heute schreibe ich nur drei Sätze."

Die Familienvariante

So kann jeder für sich die passende Variante dieses Mottos finden. Ich persönlich mag die Familienvariante einfach am liebsten. Sie hat so etwas liebenswertes an sich und nimmt so noch mehr Druck heraus.

Erst einmal anfangen. Irgendwo. An einer kleinen Ecke. Keine großen Ziele stecken.

Ich räume jetzt, um im Beispiel von oben zu bleiben, genau eine Sache weg. Erst einmal anfangen. So starte ich nun auch in den Arbeitstag.

Mit Trippelschritten. Mit ganz kleinen Trippelschritten.

Eben Füßchen bei Füßchen.