Was habe ich denn so gemacht?



Gestern bin ich von einem sympathischen Menschen gefragt worden, was ich denn so gemacht hätte bislang. Die Frage bezog sich auf meine berufliche Karriere. Die Frage lässt mich nicht los. Und ich habe seit gestern darüber nachgedacht. Denn den Weg gehe ich ja schon etwas länger.

Ja, aber was habe ich denn bisher gemacht? Ich könnte das auch alles unter dem Motto zusammen fassen:

Ich habe gelernt.

Ich habe gelernt, was ich mag - und was ich nicht mag. Habe mich selbst kennengelernt und erfahren, worin ich gut bin. Und auch, was mir schwer fällt. Schon in der Schule hat mich Auswendiglernen überhaupt nicht interessiert. Der Nürnberger Trichter im Kopf, das fand ich kein schlaues Konzept um etwas zu lernen. Lernen heißt für mich anwenden. Heißt, dass ich Erfahrungen sammle, “trial and error”. Lernen wurde für mich zum Selbstzweck. Immer mit dem Ziel mich zu verbessern. Aber eben nicht, vorgefertigtes Lehrerwissen wiederzukäuen.

Ich bin ja auch keine Kuh.

Durch Ferienjobs habe ich gelernt, dass es gut ist, für bestimmte Wünsche zu arbeiten. Allerdings habe ich auch gelernt, dass die meisten Unternehmen ihre langsamen und ineffizienten Prozesse scheinbar nur deshalb nicht hinterfragen, weil die Arbeitskraft in Form von Schülern und Studenten so günstig ist. Da fehlt der Leidensdruck.

In diesem Jahr dann habe ich endlich auch gelernt, wieso Gartenarbeit so viel Spaß macht und mich so entspannt. Ich sehe die Ergebnisse meiner Arbeit. Ich kann sie greifen (und essen). Und ich erhole mich, indem ich nach 8 Stunden am Rechner mit meinen Händen arbeite.

Als ich Veranstaltungen für andere Menschen organisiert habe, musste ich lernen, wo meine Grenzen sind. Fünf Stunden Schlaf zwischen Donnerstag und Sonntag sind einfach zu wenig. Vor allem, wenn man sich 24 Stunden Outdoor bewegt, sich (beinahe vollständig) von Kippen und Spezi ernährt und es nahezu durchgehend regnet.

Die Vorbereitung jedoch, mit einem Dreamteam - und die Durchführung ebenfalls mit einem Dreamteam, haben mir gezeigt, dass ein gutes Team weit mehr ist, als die Summe seiner Teile. Vor allem weit mehr, als das eigene Ego - denn das war bei niemanden im Weg. Mein Dank geht noch heute an diese tollen Menschen für die Erfahrung die ich machen durfte.

Auch in einem anderen,  kleineren Team, entstand in den Folgejahren etwas ganz Besonderes. Wenn sich in einem Team Menschen finden, die sich (wieder ohne das eigene Ego in den Vordergrund zu stellen) in den Dienst des großen Ganzen stellen, dann bin ich inspiriert, dann bringe ich mich ein und erlebe motiviert so viel positiven Stress, dass er meine Akkus aufläd.

Im Studium habe ich dann in der Gastro- und Eventbranche gearbeitet. Hier lernt man Service am Gast. Und man lernt, dass man sich nicht von jedem Gast alles gefallen lassen muss. Ich habe mich immer über Menschen (man lese: Besitzer/Pächter) geärgert, deren einziger Beweggrund für ihr Handeln war, noch ein paar Cent mehr aus den Mitarbeitern zu pressen. Gerade in der Gastro gibt es leider genug schwarze Schafe.

Und es gibt die Anderen. Die, für die man auch 21 Stunden schiebt und am Ende noch gerne den Transporter ausräumt.

Während dieser Zeit war ich (sozusagen nebenbei) an der Uni Tutor - und ich hab in einem Jugendzentrum gejobbt. Dort den Kids das Netz gezeigt und ihnen beigepuhlt, wie man sich in der digitalen Welt bewegt. Oder besser, was man vielleicht nicht unbedingt am Rechner anstellen sollte. Als Tutor durfte ich die Erstsemester betreuen. Durfte Fragen klären und unklare Aussagen aus Referaten (oder von Dozenten) irgendwie verständlich machen. Ich bin “meinen” Studis noch heute für tolles Feedback dankbar. Für mich war jeder Studi, der durch seine Prüfung gefallen ist immer auch eine persönliche Niederlage.

Am Ende standen dann viel zu viele eigene Semester auf der Uhr. Auch, weil ich phasenweise echt Angst vor der Leere nach dem Abschluss hatte. Angst, wie viele andere keinen Job zu bekommen, Angst vor der Ungewissheit.

Dann kam der Abschluss, dann kam der Job. Und eine neue Stadt. Neue Menschen, neue Aufgaben und viele neue Erfahrungen. Und es war toll. Ich konnte lernen, dass das, was mir am meisten Angst macht, genau das ist, was ich tun sollte. Und was ich vielleicht schon hätte viel früher tun sollen.

Vom Online-Volontär bei Freenet wurde ich dann zum Channelmanager (also sozusagen zum Redakteur). Und inzwischen befasse ich mich mit Projektarbeit, (web-)Konzeption und "Social Media". Seither weiß ich, dass ich auch in meinem Beruf immer die Lust habe etwas Neues zu versuchen. Wer weiß, welche interessante Erfahrung hinter der nächsten Ecke lauert. Wer weiß, was ich noch lernen kann?

Und ich habe gelernt, dass ich effizientes Projektmanagement mag. Kurze Meetings und kreative Brainstormings mit Kollegen. Gelernt, dass ich es auch heute noch mag, wenn das gemeinsam Ziel im Vordergrund steht und nicht die Flurpolitik.

Ich mag es, wenn in solch einem Umfeld Ideen entstehen, die am Ende sowohl für den Nutzer, als auch fürs Unternehmen gewinnbringend sind.

Und nun? Ganz aktuell? Da habe ich gelernt, dass man sich (mit dem richtigen Menschen an seiner Seite) auch mit 33 Jahren ein Haus kaufen kann. Einen Rohdiamanten, der in den kommenden Monaten/Jahren zu einem kleinen Juwel geschliffen werden wird. Ich freu mich drauf.

Doch was ist nun das wichtigste, das ich in all den Jahren gelernt habe?

Es ist der Wunsch: Ich möchte immer weiter lernen. Ich will nie aufhören neue Erfahrungen zu sammeln und dieses Wissen produktiv einbringen. Ich möchte etwas nachhaltiges (er-)schaffen.

Jetzt ist dieses Posting schon wieder länger geworden, als ich es geplant habe. Und doch zeigt es nur ein paar Stationen auf meinem Weg. Es zeigt nicht die Regiehospitanz, nichts von der Berlinale. Es zeigt lange nicht alle Sackgassen und auch nicht die dunklen Momente des Scheiterns. Es erzählt eine Geschichte, die so aussieht, als wäre sie einem vorgezeichneten Weg gefolgt.

Dabei waren die meisten Entwicklungen so nie geplant. Denn Leben ist noch immer das, was passiert, während Du etwas völlig anderes geplant hast. Und das ist gut so.