Religiöse Kinder weniger altruistisch



Kinder, die in religiösen Familien aufwachsen sind laut einer aktuellen Studie weniger hilfsbereit. Die spezifische Religion spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Eine längere Dauer der Erziehung hingegen verstärkt den Effekt.

Religion != (ungleich) Hilfsbereitschaft

Kinder aus religiösen Haushalten sind unsozialer und weniger hilfsbereit. Überraschend, widerspricht das doch zumindest de Indoktrination, mit der ich aufgewachsen bin. Die Ergebnisse gelten zumindest gegenüber Fremden.

Ich will hier gar keine voreiligen Rückschlüsse auf die Ursachen und Auslöser ziehen, finde nur die Ergebnisse der Studie sehr spannend. Eine große Zahl an Menschen nehmen ja gemeinhin immer noch an, dass eine religiöse Erziehung die Kinder zu besseren, moralischeren und hilfsbereiten Menschen macht.

War da nicht die Geschichte des heiligen Martin, der angeblich seinen Mantel mit einem Bettler teilte? Oder warum laufen demnächst wieder so viele Kinder mit Laterne durch die Gegend? Dies wurde mir immer als Beispiel guten Handelns beigebracht in den christlichen Kreisen, in denen ich mich im Kindergarten und dann in meiner frühen Jugend bewegt habe.

Mir zumindest wurde dieses Beispiel so oft um die Ohren gehauen, dass ich gar nicht mehr zählen kann, wie oft. Nur scheinbar sieht es (laut der Studie) wohl eher so aus, als würden sich derartige Geschichten nicht in entsprechendem Handeln manifestieren. Die Wahrheit scheint mal wieder anders, als die Indoktrination.

Wer weiß - zurück zur Studie:

Die Studie in der Fachzeitschrift "Current Biology" konnte zeigen, dass in verschiedenen Ländern Kinder aus religiösen Familien Fremden gegenüber weniger hilfsbereit und spendabel waren. Gleichzeitig sahen deren Eltern ihre Gören allerdings als deutlich empathischer und empfindsamer für das Leid anderer an.

Die religiösen Eltern überschätzten ihre Kinder also. Und, so würde ich vermuten, bestärken sie im Lauf der Erziehung auch noch, dass sie alles richtig machen, gute Menschen sind, in den Himmel kommen und ihr Verhalten nicht weiter reflektieren müssen. OK: Das würde manches Verhalten von Menschen da draußen erklären, egal ob 5 oder 50 Jahre alt.

Immerhin ist es hier nicht mehr ganz so schlimm mit unserer Gesellschaft (vielleicht von bajuwarischen Bergdörfern abgesehen), dass Religiosität einher geht mit der Ansicht, nur so könne man ein guter Mensch sein. In den USA beispielsweise ist das Vertrauen in Atheisten etwa auf dem Niveau des Vertrauens in Vergewaltiger. Da gruselt es mich dann doch.

"Americans overwhelmingly elect Christian representatives, and they distrust atheists."

Es waren also Kinder aus atheistischen Haushalten deutlich aufmerksamer, hilfsbereiter und freigiebiger gegenüber einem Fremden (aus der gleichen sozialen Klasse und Rasse) waren.

Die Studie lief wie folgt:

Den Kindern zwischen 5 und 12 wurde ein Spiel angeboten, in dem sie festlegen mussten, wie viele Aufkleber sie einem anonymen Fremden (aus der gleichen Schule und wie gesagt ähnlicher Herkunft/Klasse/Rasse) geben wollten. Diese Ähnlichkeit war wichtig, damit nicht andere Faktoren wie beispielsweise Angst vor Fremden die Ergebnisse beeinflussen konnte.

"Netter" Nebeneffekt

Ein weiterer Nebeneffekt war außerdem die Beobachtung, dass religiös erzogene Kinder Fehler anderer deutlich strenger beurteilten und viel härter bestraft wissen wollten.

Religiöse Kinder unterstellten den Kindern, die Fehler gemacht hatten deutlich häufiger böse Intentionen als Grundlage ihres fehlerhaften Handelns.

Ach ja die Studie umfasste fast 1.200 Kinder aus den USA, Kanada, Jordanien, der Türkei, Südafrika und China.