Der Mensch ist dumm: Kant wäre Organspender



Lange Zeit dachte ich, Kants Kategorischer Imperativ sei die ideale Grundlage für eine gesellschaftliche Ethik. Man muss nicht auf eine religiös oder anderweitig esoterisch motivierte Moral zurückgreifen. Doch inzwischen glaube ich, dass die Idee des vernünftigen Menschen einfach Blödsinn ist.

Kant formulierte seinen "Kategorischen Imperativ" in der Zeit der Aufklärung. Sein Ziel war es für alle (vernunftbegabten) Wesen (und darin schloss er alle Menschen ein), eine allgemeingültige Handlungsgrundlage zu geben, die eben nicht den Rückgriff auf Religion, etc braucht.

"Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. " Immanuel Kant, § 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft

Doch genau bei der grundlegenden Annahme des "vernünftigen Menschen" muss ich Kant einfach widersprechen. Betrachte ich mir die Menschen um mich herum, blicke ich morgens in der U-Bahn auf die schlafwandelnden Fleischtüten, oder gehe ich mit offenen Augen durch die Stadt, so stelle ich immer und immer wieder fest: Der Mensch ist unvernünftiger als jedes Tier auf diesem Planeten.

Der Mensch wird (wie auch die Tiere) angetrieben von seinen Trieben. Doch der Mensch übertreibt es mit diesen Trieben derart, dass er sich selbst und die Welt um ihn herum damit in den Untergang treibt. (Sorry, die Trieb-/getrieben-Wortspiele konnte ich mir nicht verkneifen.)

Inzwischen wissen auch die Psychologen (und die Verhaltensökonomen), dass der Mensch eben nicht das rationale Tier ist, auf dem so viele gesellschaftlichen Modelle beruhen. Irrationalitäten (und hier nehme ich mich ganz sicher nicht raus) beherrschen uns und treiben uns vor sich her, wie ein Schäfer seine Herde.

Beispiele gibt es genug: Rauchen, Alkohol, Religion, Drogen, Atomstrom-Hass, Öko-Ideologien, Apple-Produkte, übermäßiger Konsum industrieller Nahrung, Stromverbrauch, sinnlose Gewaltausbrüche, Fußball, und, und, und...

Natürlich bin ich nicht unschuldig. Natürlich bin auch ich nur ein Teil dieser Masse. Und nein, ich erhebe mich nicht mit dem mahnenden Zeigefinger. Ich blicke mich um, mache mir meine Gedanken und werfe sie der Welt zum Fraß vor. Natürlich in der Hoffnung damit Gedanken und Reaktionen anzustoßen. Ich bin auch nur ein Gleicher unter Gleichen.

Wie gesagt, Kant ging davon aus, der Mensch sei ein "endlich vernunftbegabtes Wesen". Ich halte den Menschen eher für ein "unendlich unvernunftbeladenes Etwas". Und das ist an sich ja nicht einmal etwas schlechtes. Wir müssen es nur anerkennen und lernen damit umzugehen.

Die Dummheit der Menschen am Beispiel "Organspende"

Nehmen wir zum Beispiel die Frage der Organspende. Vernünftig wäre es, dass jeder Mensch einen Organspendeausweis hat. Man sollte also meinen, dass allein die (angenommene) Vernunft im Menschen dazu führen würde, dass die Quote der Organspender bei nahezu 100% liegt. Tatsächlich gab es in Deutschland mit seiner "Zustimmungsregelung" im Jahr 2010 genau 1.296 Organspender (wenn man Lebendspende nicht mitzählt). Das heißt auf 1 Million Bürger kommen 16 Organspender. In Spanien sind es beispielsweise 34.

Nur 25% der Deutschen haben überhaupt einen Organspendeausweis. 75% sind jedoch bereit Organe zu spenden.

Doch dann höre ich so außerordentlich dumme und ideologiegetriebene Aussagen von Vollidioten Politikern:

"Ich meine, dass es auch für die Erklärung zur Organspende kein 'Muss' geben darf." Annette Widmann-Mauz, CDU

Und dabei geht es hier nur darum, dass man seine Position zur Organspende erklären soll. Andere Länder machen es da sehr viel intelligenter. Dort muss man explizit bekanntgeben, wenn man kein Organspender sein will. Dort ist die Quote der Spender entsprechend höher. Die Bequemlichkeit der Menschen wird eben in diesem Fall zum Vorteil der Gesellschaft genutzt.

Würden also nur die 25% der Bevölkerung, die keine Organe spenden wollen, sich gegen eine Spende aussprechen, wäre die Quote der "Nichtspender" beim Wechsel auf die "Widerspruchsregelung" genauso hoch, wie heute die Quote der Spender. Die faulen 50% der Bevölkerung, die grundsätzlich bereit sind zur Spende, wären somit automatisch Spender.

Nebenbei würde dies noch den Haushalt entlasten, da nutzlose teure Kampagnen zur Erhöhung der Spendenbereitschaft wegfallen können.

Abgesehen davon, dass bei den ablehnenden 25% sicherlich irrationale Gründe den größten Anteil daran haben, dass sie nicht spenden wollen. Gerade hier zeigt sich in meinen Augen, dass der Mensch ein dummes unvernünftiges Tier ist.

Nutzt die Dummheit Irrationalität des Menschen

Geht man also vom faulen bequemen Menschen aus - und eben nicht davon, dass der Mensch vernunftbegabt ist - löst man ein existierendes Problem recht schnell. Und das lässt sich auch auf viele andere Bereiche des Lebens übertragen.