Jürgen



Danke, dass Du da warst. Danke, dass ich Dich kennenlernen durfte.

Vorwort

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Dies ist der minimal überarbeitete Text, den ich im März zum Abschied von Jürgen auf seiner Trauerfeier gesprochen habe.

Abschied

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Ich erinnere mich leider nicht mehr daran, wie ich Jürgen das erste Mal kennengelernt habe. Ich erinnere mich aus dieser Zeit in meinem Leben leider nur an sehr wenig.

Woran ich mich erinnere sind vor allem Gefühle. In diesem Fall ist es die Herzlichkeit, mit der mich Jürgen „aufgenommen“ hat. Ich war nicht einfach „der Sohn seiner Partnerin“. Ich war von Anfang an ein Teil seines Lebens. Auch wenn Jürgen im Alltag nicht der gesprächigste war und mir das in meiner Jugend nicht immer leicht gefallen ist, habe mich in Solingen, bei meiner Mutti und Jürgen immer wohl gefühlt.

Und ich habe es genossen, mit Jürgen etwas zu machen. Egal ob es die Renovierung der Küche war, oder die Autos waschen. OK - als Jugendlicher konnte ich „Auto waschen“ jetzt nicht ganz so viel abgewinnen. Aber ich kann aus meiner heutigen Sicht sagen, wie toll es war, dass Jürgen mich immer integriert hat.

Wie gesagt, ich habe Jürgen nie als jemanden kennengelernt, der andauernd geschnackt hätte, wie man bei uns im Norden sagt. Aber vor allem war er kein Schnacker. Er hat nicht lang geredet, sondern gehandelt. Er hat gemacht.

Ich erinnere mich, als bei einem Besuch über Weihnachten mein uraltes Auto den Geist aufgegeben hat. Ich war gerade losgefahren um wieder nach Hause zu fahren als mein Motor nicht mehr ging.

Jürgen hat mich abgeholt, das Auto in die Werkstatt geschleppt und als klar war, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt ist er mit mir los und hat eine Lösung gesucht. Am Ende bin ich ihm bis heute dankbar, dass er mit mir ein anderes Auto gekauft hat. Mit mir und für mich. Das hat mich durch mein Studium gebracht, musste ich damals doch jeden Tag fast 40 Kilometer an die Uni fahren.

Es gab für Jürgen kein „wenn und aber“. Er hat geholfen. Er war für mich da. Und ich weiß, dass es so auch für andere Menschen war. Natürlich hat er auch erwartet, dass man seine Sache gut macht. Faulheit mochte er nicht und er war immer daran interessiert, dass ich mein Studium schaffe (und ich habe rückblickend wirklich zu lange gebraucht).

Für mich waren die letzten Jahre hart. Zu sehen, wie die Krankheit diesen aktiven und lebensfrohen Menschen langsam in die Knie gezwungen hat. Zu sehen, wie lange er gekämpft hat um dem Krebs doch noch ein Schnippchen zu schlagen.

Ja, die ursprüngliche Prognose war eigentlich deutlich kürzer. Aber ich hätte Jürgen und meiner Mutti gewünscht, dass er den Krebs besiegen hätte können.

Dass er noch mehr hätte von der Welt sehen können. Und noch öfter sein geliebtes Borkum.

Ich bin dankbar. Dankbar, dass ich diesen Menschen, dass ich Jürgen kennenlernen durfte. Dass ich Teil seines Lebens sein durfte. Und dass ich viele wunderbare Erinnerungen haben darf, die mich immer mit ihm verbinden werden.

Leb wohl. Du bist gegangen, aber wirst nicht vergessen.

Danke, dass Du da warst.

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