Wilfried
Niemals geht man so ganz...
Für mich ist es immer noch kaum zu glauben. Noch immer wehrt sich so viel in mir gegen den Gedanken, dass ich Dich nie wieder sehen kann. Ich kannte Dich nun erst 12 Jahre – und hätte mir und allen die Dich kannten noch viele weitere Jahre gewünscht.
Vom ersten Moment an hast Du mir das Gefühl gegeben Teil Deiner, Teil Eurer Familie zu sein. Ich weiß, wie wir uns im Haus von Andrea kennengelernt haben, Ihr wart gerade zu Besuch für Eure Geburtstage. Deinen und den Deiner ältesten Tochter.
Immer Sommer vor zwölf Jahren dann der erste Besuch bei Euch und im Winter die Einladung zur großen Familienfeier.
Und als Anja und ich wenig später das Haus gekauft haben war für Dich sofort klar, dass Du helfen kommen wirst. So oft es geht. Und wie viel konnte ich von Dir lernen. Egal ob mauern, verputzen, Dächer bauen und, und, und. Und auch als wenige Jahre später mein Vater verstorben war sind Hanne und Du ins Auto gestiegen, nach Münchberg gekommen und habt mir geholfen mit der Last der Hausräumung fertig zu werden.
Aber Du warst so viel mehr. Was wäre Deine Tochter, hättest Du ihr nicht von Kindesbeinen an den unerschütterlichen Glauben geschenkt, dass sie alles schaffen kann. Hättest Du ihr nicht vorgelebt, dass es egal ist, ob man ein Mädchen ist – man kann trotzdem auf Bäume klettern, als Kind einen See durchschwimmen und mit dem großen Werkzeug umgehen. Fliesen legen, das habe ich von Deiner Tochter gelernt – und sie von Dir.
Die Arbeit ist kein Frosch, die huppt nit weg.
Dieser Satz von Dir sagt so viel. Und doch war da so viel mehr. Für Dich war die Familie immer das wichtigste. Dir war wichtig, dass es uns allen gut geht. Allen voran Deiner Frau und Deinen Kindern. Wie sehr hast Du gestrahlt, als Du gesehen hast, was sich Deine Kinder zum 75. Geburtstag von Hanne alles ausgedacht hatten. Und wie sehr hat es Dich berührt, als sie Dir die Uhr geschenkt haben, weil sie es alle so unfair fanden, was Du zum Jubiläum bekommen hattest.
„Für den besten Papa der Welt.“
Das war den dreien wichtig.
Es gibt so viel was ich hier schreiben möchte. Gibt noch so viel, das ich hätte mit Dir erleben, Dir zeigen wollen. Vor allem hätte ich gern gesehen, wie stolz Du bist, wenn Anja ihr Abschlusszeugnis in Händen hält.
Ich bin unglaublich dankbar, dass wir es noch geschafft hatten Deinen alten Räucherofen wieder auf Vordermann zu bringen. Auf dass er noch die kommenden 40 Jahre durchhalten möge. Gemeinsam mit Dir dem Stahlkoloss wieder neues Leben einzuhauchen - es war mir ein Bedürfnis und eine Freude. Und wieder ganz viel dabei von Dir lernen.
Ich bin eigentlich „nur“ der Freund Deiner Tochter.
Doch dieses „nur“ war ich eben nie für Dich. Du hast mich angenommen, ins Herz geschlossen und mir dies immer gezeigt. Danke!
Mein Herz will nicht, dass Du nicht mehr bist. Ich, wir alle, werden so viel vermissen. Nicht nur Buletten und Kartoffelsalat.
„Niemals geht man so ganz…“