Wie du mit Signal sicher Widerstand organisierst
Die Lage spitzt sich zu. Weltweit gehen Menschen auf die Straße. Sie wehren sich gegen den wachsenden Autoritarismus. Gegen totalitäre Regime. Organisieren lokalen Widerstand. Auch in Deutschland werden wir dies (fürchte ich) bald tun müssen.
Du willst mitmachen? Dich organisieren? Aber sicher?
Signal kann dabei helfen. Es schützt dich. Deine Freunde. Eure Pläne.
Warum ausgerechnet Signal?
Eine einfache Frage. Eine erschreckende Antwort.
Stell dir vor: Du organisierst eine Demo. Planst zivilen Ungehorsam. Hilfst Geflüchteten. Dann klopft die Polizei an deiner Tür. Sie haben alles. Deine Nachrichten. Deine Kontakte. Deine Pläne.
Wie? Datenabfragen.
Die Behörden schicken Anfragen an Google, Apple, Meta. Fordern deine Daten. Die meisten Unternehmen kämpfen nicht einmal dagegen an. Sie geben einfach alles heraus.
Deine WhatsApp-Nachrichten? Weitergegeben.
Deine Instagram-DMs? Auch.
Deine E-Mails? Natürlich.
Proton hat 2024 über 10.000 Mal Nutzerdaten an Regierungen weitergegeben. So funktioniert das System.
Signal ist anders. Radikal anders.
Die Polizei kann Signal um deine Daten bitten. Aber Signal hat keine zu geben. Wirklich keine.
Deine Gespräche? Verschlüsselt.
Deine Gruppenmitgliedschaften? Unbekannt.
Gruppennamen? Existieren für Signal nicht.
Alles dezentral auf den Geräten gespeichert. Technisch unmöglich für Signal, auf diese Daten zuzugreifen. Selbst wenn sie wollten.
WhatsApp dagegen? Meta weiß alles über deine Gruppen. Wer drin ist. Wer wann was schreibt. Instagram DMs? Genauso. Twitter? Elon teilt deine Nachrichten vielleicht sogar mit Neonazis.
Noch ein Vorteil: Signal teilt deine Telefonnummer nicht mit anderen Gruppenmitgliedern.
Stell dir vor: Du trittst einer großen Aktivistengruppe bei. 200 Menschen. Du kennst nicht jeden. Vielleicht sind Spitzel dabei. Vielleicht Provokateure.
Bei WhatsApp? Jeder hätte deine Nummer. Könnte dich identifizieren. Bedrohen.
Bei Signal? Du bleibst anonym.
Einfach muss es sein
Signal ist so einfach wie WhatsApp. Aber privat. Kostenlos. Open Source. Gemeinnützig.
Du installierst die App. Registrierst einen Account. Fertig.
Natürlich gibt es theoretisch sicherere Alternativen. Matrix-Server. Tor-basierte Systeme. Alles ohne Telefonnummer.
Aber seien wir ehrlich: Du willst deine 70-jährige Nachbarin für die Demo gewinnen? Erklär ihr erstmal Matrix. Oder wie man Tor benutzt.
Sie wird WhatsApp nehmen. Oder gar nichts.
Für echte Massenbewegungen braucht es einfache Lösungen. Menschen jeden Alters. Mit einem alten Android-Handy. Ohne technische Kenntnisse. Ohne Zeit für Lernkurven.
Signal ist dieser Kompromiss. Sicher genug. Einfach genug.
Berechtigungen und Gruppenlinks verstehen
Standardmäßig ist der Ersteller einer Signal-Gruppe der Admin. Alle anderen sind normale Mitglieder. Jeder kann neue Leute hinzufügen, den Gruppennamen ändern, Nachrichten senden. Nur der Admin kann Leute rauswerfen.
Aber Signal kann mehr. Viel mehr.
Gruppenlinks und Berechtigungen machen es interessant.
Als Admin tippst du auf den Gruppennamen. Dann auf “Gruppenlink”. Standardmäßig deaktiviert. Wenn du es aktivierst, bekommst du eine URL. Eine signal.group-Adresse. Menschen können sie laden und der Gruppe beitreten.
Bis zu 1.000 Leute.
Für die meisten Organisationsformen willst du keine öffentliche Gruppe. Also aktivierst du “Admin-Genehmigung erforderlich”. Jetzt kannst du entscheiden, wen du reinlässt.
Du kannst den Link auch als QR-Code teilen. Praktisch für Treffen.
Unter “Berechtigungen” legst du fest, was normale Mitglieder dürfen. Was nur Admins können. Die Einstellungen sind simpel. Aber überraschend vielseitig.
Von der Demo zur dauerhaften Organisation
Stell dir vor: Ihr habt demonstriert. Seid euch einig. Wollt weitermachen. Aber wie bleibt ihr in Kontakt? Wie plant ihr das nächste Treffen? Die nächste Aktion?
Früher: Zettel mit Telefonnummern. E-Mail-Listen. Unsicher. Umständlich.
Heute: Signal-Gruppen.
So geht’s:
Jeder installiert Signal. Du erstellst eine neue Gruppe. Aktivierst verschwindende Nachrichten - wichtig! Gehst zu Gruppeneinstellungen > Gruppenlink. Aktivierst den Link. Teilst ihn als QR-Code.
Alle scannen den Code. Sind in der Gruppe. Binnen Sekunden.
Nachdem alle drin sind: Aktivierst du “Admin-Genehmigung erforderlich”. Jetzt muss jeder neue Beitritt von dir genehmigt werden. Nur noch Menschen, die ihr kennt und denen ihr vertraut.
Aus einer Demo wurde eine dauerhafte Organisation.
Wenn die Polizei Signal um Daten zu eurer Gruppe bittet? Gibt es keine zu geben. Signal weiß nicht einmal, dass eure Gruppe existiert.
Wenn du nicht jeden kennst
Du willst eine größere Bewegung aufbauen? Menschen aus verschiedenen Städten vernetzen? Dann kennst du nicht jeden persönlich. Kannst nicht jedem blind vertrauen.
Trotzdem sicher kommunizieren? Geht.
Ein Freund von mir ist in einer Signal-Gruppe mit etwa 500 Menschen weltweit. Thema: Digitale Rechte. Einige kennt er seit Jahren. Andere nie getroffen. Trotzdem ein sicherer Ort.
Die Regeln sind einfach: “Sei respektvoll, oder flieg raus.” Und: “Neue Mitglieder brauchen eine Empfehlung.”
Funktioniert so: Er will jemanden hinzufügen. Lädt ihn ein. Schreibt in die Gruppe: “Das ist Max, arbeitet bei [Organisation], kenne ich seit drei Jahren, kann für ihn bürgen.” Ein Admin lässt ihn rein.
Ohne Empfehlung? Kein Zugang.
Einfach. Effektiv. Skalierbar.
So funktionieren halb-öffentliche, aber private Räume. Wenn wir Bewegungen ausbauen wollen, müssen wir mehr Menschen willkommen heißen. Nicht jeder kennt jeden. Eine einfache Regel wie “Du brauchst eine Empfehlung” hält Störer fern.
Du kannst die Regeln auch strenger machen. Zwei Empfehlungen verlangen. Was auch immer passt.
So richtest du eine halb-öffentliche Gruppe ein:
Gehe zu Gruppeneinstellungen. Unter dem Gruppennamen auf “Beschreibung” tippen. Schreibe eine Beschreibung. Erkläre die Regeln.
Gruppenlink aktivieren. “Admin-Genehmigung erforderlich” aktivieren.
Berechtigungen ändern: “Mitglieder hinzufügen” und “Gruppeninfo bearbeiten” auf “Nur Admins”. “Nachrichten senden” bleibt bei “Alle Mitglieder”.
Wähle andere Gruppenmitglieder als Admins. Teile die Verantwortung.
Das Coole daran: Es ist eine Signal-Gruppe. Nicht ein Discord-Server. Alles privat. Nichts für Strafverfolgungsbehörden zugänglich.
Signals Server wissen nicht, wer in der Gruppe ist. Wissen nicht, dass sie existiert. Wissen nicht, was besprochen wird. Wenn jemand eine Nachricht an die Gruppe sendet, sieht der Server nur 500 verschlüsselte Textnachrichten.
Schnell reagieren, wenn es darauf ankommt
Manchmal musst du schnell sein. Sehr schnell.
Polizeikontrollen. Razzia-Gerüchte. Spontane Demos. Hunderte Menschen müssen sofort informiert werden. Aber nicht jeder soll mitdiskutieren können. Sonst wird aus wichtigen Infos ein Durcheinander.
Lösung: Nur-Ankündigungen-Gruppen.
Stell dir vor: Du beobachtest eine verdächtige Polizeiaktion. Rufst eine Hotline an. Binnen Minuten bekommen 300 Freiwillige eine Nachricht: “Polizeikontrolle am Hauptbahnhof, wer kann hinfahren?”
Sie antworten mit Emojis. 👍 für “bin unterwegs”, 👎 für “kann nicht”. Keine langen Diskussionen. Kein Chaos. Nur schnelle Koordination.
So funktioniert effektive Vernetzung in kritischen Situationen.
So erstellst du eine solche Gruppe:
Gruppenlink und “Admin-Genehmigung erforderlich” aktivieren. Berechtigungen ändern: “Mitglieder hinzufügen”, “Gruppeninfo bearbeiten” und “Nachrichten senden” auf “Nur Admins”. Wähle aus, wer Nachrichten senden darf. Mache sie zu Admins.
Fertig.
Anwendungsfälle gibt es viele. Spontane Demos. Rechtshilfe-Netzwerke. Nachbarschaftshilfe. Überall, wo schnelle, koordinierte Reaktionen nötig sind.
Es fängt bei dir an
Die Zeiten werden härter. Das spürst du. Das spüren wir alle.
Aber du musst nicht machtlos bleiben. Du kannst dich organisieren. Sicher organisieren. Mit Menschen, die deine Werte teilen. Die bereit sind zu handeln.
Signal ist dabei dein Werkzeug. Nicht das einzige. Aber ein wichtiges.
Lade die App runter. Erstelle deine erste Gruppe. Fang klein an. Mit Freunden. Mit Nachbarn. Mit Menschen, denen du vertraust.
Nutze Signals Vielseitigkeit. Experimentiere mit Berechtigungen. Mit Gruppenlinks. Mit verschiedenen Formaten.
Der Widerstand beginnt mit dem ersten Schritt. Mit der ersten Nachricht. Mit der ersten sicheren Verbindung.
Mach ihn.
Bleib sicher.